Liebe Eishockeyfreunde und Fans der Stuttgart Rebels, mein Herz brennt für Eishockey und das wird immer so bleiben. Dennoch ist für mich jetzt Schluss mit einem offiziellen Amt. Es hat überhaupt nichts mit den Rebels, dem SEC oder gar den Vorstandskollegen zu tun. Im Gegenteil, die Arbeit als Vorstand hat mir (fast ,-) ) immer großen Spaß gemacht. Jeder der das Eishockey in der Region liebt, sollte sich glücklich schätzen, was für eine Führungsriege der Stuttgarter EC aktuell hat. Jeder Vorstand und Beirat opfert einen Großteil seiner Freizeit für das Stuttgarter Eishockey. Unterstützt diese Arbeit wo immer ihr könnt und helft dem Club bei der Entwicklung!  

Was hat mich also zu diesem Schritt bewegt und wie geht es weiter?

Zunächst das Wichtigste: ich werde dem Stuttgarter Eishockey nicht den Rücken kehren und auch mein Engagement als Sponsor nicht reduzieren. Der Grund meines Rücktritts liegt an zwei Gegebenheiten, welche mir das Gefühl vermitteln gegen Windmühlen zu kämpfen.

Zum Einen ist es der mangelnde Support der Stadt Stuttgart. Bereits vor 6 Jahren war die Bewirtung der Heimspiele alles andere als gut. Seitdem versuche ich vergeblich daran etwas zu ändern. Wir stehen wir noch immer auf dem gleichen Stand wie damals. Der kleine Eck-Kiosk reicht für maximal 150 Zuschauer. Das Schlimme ist, dass es mittlerweile sogar fast funktioniert, weil der Großteil um die Situation weiß und sich erst gar nicht mehr anstellt um etwas zu kaufen. “Gegessen und getrunken wird zuhause oder auf dem Weg zum Spiel“ höre ich immer wieder von Fans. Eine Online-Umfrage ergab, dass, 57,4% nichts gekauft haben, weil die Schlange zu lang war und 13,2% weil die Preise zu hoch sind. Die letzte eMail welche ich dazu bekam war: „Das war das erste Eishockeyspiel, bei dem es nicht möglich war in der Pause ein Bier zu bekommen“.

Wie sollen wir mit diesem Ruf neue Zuschauer generieren?
Wer, außer einem eingefleischten Eishockeyfan, geht Freitagabends auf eine Sportveranstaltung bei der er in der Pause nichts bekommt?

Das bei max. 150 Zuschauern die Bewirtung aus dem Eck-Kiosk erschöpft ist, habe ich der Stadt Stuttgart bereits vor 4 Jahren nachgewiesen und ein Konzept mit 3 Verkaufsständen, verteilt in der Halle, vorgelegt. Hinzu kommt, dass ich der festen Über­zeugung bin, dass eine Oberliga nur mit dem Erlös aus der Bewirtung finanzierbar ist.

Ein Eishockeyspiel lässt sich vermutlich generell nur vernünftig vom Verein bewirten. 90% vom Umsatz wird kurz vor dem Spiel und in den beiden Drittelpausen erwirtschaftet. Das Personal ist bei einem Eishockeyspiel min. 4 Stunden im Einsatz um in 45 Minuten den Hauptumsatz zu machen. Mit bezahlten Angestellten kaum wirtschaftlich. Über einen Verein mit Ehrenamtlichen sieht das ganz anders aus. Hinzu kommt, dass der Verein ein großes Interesse an einer guten und funktionierenden Bewirtung hat, denn das ist Teil des Events und mitverantwortlich für die Zuschauerzahlen.

Der Gipfel meiner Empörung ist, dass der SEC auch noch für die Endreinigung der Halle verantwortlich ist. Neben den hohen Kosten für Hallenmiete, Security, Schiedsrichter, Marketing, Ticketdienstleister und Verbandabgaben bezahlt der SEC auch noch die Entsorgung des Mülls der Bewirtung. Wenn die Sportstadt Stuttgart dies nicht endlich erkennt und daran etwas ändert, wird sich Eishockey in der Landeshauptstadt nicht weiterentwickeln können.  

Ein weiterer Punkt ist, dass meiner Ansicht nach, der Eissportverband Baden-Württemberg viel zu wenig für Eishockey tut. Nach meiner Wahrnehmung arbeitet der EBW sogar teilweise gegen seine Vereine. Als ich vor über 20 Jahren in Reutlingen ein Amt übernahm, wurde mir als Erstes beigebracht: „Niemals gegen den Verband auflehnen und Bußgeldbescheide immer akzeptieren, es bringt nichts und hat negative Auswirkungen für den Club.“

Exemplarisch möchte ich einen Fall aus der jüngsten Zeit schildern:

In Pforzheim wurde bekanntermaßen das Spiel der Bisons gegen uns Rebels abgebrochen, weil der Eismeister gegen die Bande gefahren ist und diese demoliert hat. Weder für die Bisons noch für die Rebels war an dem Abend klar, ob das Spiel gewertet wird oder ein Ersatztermin angesetzt wird. Auch die Liegenverwaltung konnte sich dazu zwei Tage später noch nicht äußern. Schlussendlich hat man sich gemeinsam mit dem Verband auf einen
Neuansetzung des Spiels geeinigt (diesen Sonntag 19:00 in Pforzheim). Eine Woche nach dem Abbruch wurde beiden Teams ein Bußgeldbescheid in Höhe von je 285€ zugestellt. Die Begründung darin lautete, dass gemäß DEB Spielordnung bei einem Abbruch aufgrund von höherer Gewalt die Teams noch am selben Abend einen neuen Termin vereinbaren müssen. Ich hatte daraufhin beim Verband angefragt, warum dieser Fall als höhere Gewalt
bewertet wurde, woher die Teams dies nach dem Spielabbruch wissen, dass es als höhere Gewalt bewertet wird und wie das funktionieren kann, denn die wenigsten Teams sind in der Lage sofort einen Termin auszumachen.

Die Antwort vom Verband: „es wurde so  entschieden und fertig“. Auf die Frage wie wir damit umgehen, da die wenigsten Vereine diese Regel umsetzen können und woher man weiß, dass es als höhere Gewalt bewertet wird fehlt bis heute jede Antwort. Wenn ich mein Amt weiter ausführen würde, hätte dies auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch negative Auswirkungen für unseren Verein, denn ich habe es gewagt, den Verband in Frage zu stellen.

Das ist der zweite Grund für meinen Rücktritt.

Wie soll sich Eishockey entwickeln, wenn der Verband gegen die Vereine arbeitet?
Ich hoffe, dass sich in beiden Bereichen etwas zum Positiven ändert, damit Eishockey in Baden-Württemberg und vor allem in Stuttgart eine Zukunft hat!

Am Freitag spielen die Rebels zuhause gegen Pforzheim und ich hoffe wir sehen uns da in der Halle.

Ich freue mich auf die kommenden Spiele!

Euer Olav Schnier